Rilke revisited

Heute habe ich zuammen mit Joe Ferrante – ebenfalls Writer in Residence in der Villa Ruffieux – das Rilke-Museum besucht. Das Städtchen Sierre präsentiert sich sanft und luftig, die Strassencafés füllen sich; junge Leute zeigen sich und ihre Haut; Sonne und die leichte Bise gehen eine wunderbare Mariage ein. Im einst prunkvollen Hôtel Bellevue ist nun die städtische Administration zu Hause. Vergeblich steigen wir die Stiegen hoch auf der Suche etwa nach dem «Grand Salon», den eine Fotografie der 1850er Jahre uns vorgegaukelt hat. Einige Wandmalereien jedoch sind geblieben und die Aussenansicht und auch der Hof des «Hôtel de Ville» sind offen und grosszügig. On va boire un café…

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Die Eglise Sainte-Catherine betreten wir durch den Seiteneingang – Gottseidank, denn so empfängt uns der sakrale Bau ohne künstliches Licht. Kalt und düster ist’s und der Organist schickt uns ebenfalls Schauer übers Rückenmark. Die farbigen Glasfenster zeigen symbolische Darstellungen; den Pelikan, dessen Blut heilt, das «Goldene Haus» und den Meerstern, den Stella Maris, den meine einst so geliebte ungläubige Matrosin sicher auch schon aufgerufen hat, wie alle Seeleute in Unwetter und Not…

Beim Verlassen durch das Hauptportal gehen die Lichter in der Kirch an; wir hingegen stehen wieder im gleissenden Sonnenlicht.

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Viele weisse Wände: Das Museum Rilke zeigt in sehr klassischer, etwa wortlastiger Weise, Rilkes Wirken im Wallis. Sadly there are almost no books in Englisch.

http://www.fondationrilke.ch/pages/fr/

Rilke lebte bekanntlich seine letzten Jahre in Sierre. Sein Lebensmittelpunkt, der Turm in Muzot, von Rilke «Château» genannt, ist ein magischer Ort, glaubt man den Bildern, die man sieht. Mein Besuch dort steht noch aus. Ich verweise gerne auf einen Artikel aus der deutschen Tageszeitung «Die Welt».
http://www.wunderly.ch/rilke-und-chateau-muzot/
Dessen Autor erspart uns auch Rilkes Marotten nicht.

Joe und ich brauchen keine monogrammierten Taschentücher eines Mäzens. Wir sind glücklich mit Belgischem Bier und meistern die 150 Steinstufen zu *unserem* Château leitfüssig und inspiriert.

Felix Epper
Felix Epper, lebt und schreibt in Solothurn.