Shoppen im „Lusch“ oder „Lasch“

Also heute ein Schulaufsatz. Thema war: „Shopping. Segen oder Plasche unserer Zeit? Erörtern Sie bitte nicht theoretisch, sondern schöpfen Sie aus eigener Anschauung“. Ach die Lehrer heutzutage… der Aufsatz ging dann etwa so:

Viel beruhigendes Aloe Vera Gel und besänftigendes Lavendelhonigwasser. Enthält antioxidantisch wirkendes Weizengras, um deine Haut vor den Wirkungen der UV-Strahlung zu schützen, sowie beruhigende afrikanische Ringelblume und hautglättende Tangerine.
Viel beruhigendes Aloe Vera Gel und besänftigendes Lavendelhonigwasser. Enthält antioxidantisch wirkendes Weizengras, um deine Haut vor den Wirkungen der UV-Strahlung zu schützen, sowie beruhigende afrikanische Ringelblume und hautglättende Tangerine.

Meinereiner hasst ja Einkaufen. (Bücher und Platten zählen da nicht. Die werden nicht gekauft, Ihnen wird gehuldigt.) Beim neudeutschen Shoppen konnte ich mich noch nie entspannen. – – – Oh Gott, ja: „Schoppen“ nannten die pubertären Jungs in den 70er Jahren die weiblichen Brüste. Wie sagt die Jugend heute dazu? Hüllen wir uns lieber in Schweigen. Letzten Donnerstag war ich also mit E. shoppen und zwar im „Lusch“ oder „Lasch“ in Bern. Der „Lusch“ oder „Lasch“ bietet nämlich eine sauteure Nachrasurcrème an, ohne die ich und meine Haut nicht mehr sein können. Das hat man davon, wenn Schwager Geburtstagsgeschenke machen. Ich also runter in den „Lusch“ oder „Lasch“ – was trendy ist in Bern, haust in den Kellern – und die Rasurdings mit dem dummen Namen „Der bewegte Mann“ verlangt. „Geben Sie mir bitte die Nummer 206 mit dem zu dummen Namen“, sagte ich betont schroff, wohl wissend, dass das „Dusch“- oder „Dasch“-Personal auf aktiven Verkauf aus ist. „Sonst brauche ich nix“ doppelte ich nach. „Wissen Sie, dass viele Kunden es auch ins Haar streichen?“ flötete die junge Frau an der Kasse. „Wär mir zu teuer.“ – „Kennen Sie Karma, schnüffeln Sie mal?“ – „Als was wird man denn wiedergeboren, wenn man das appliziert?“ frug ich. „Als Hautcréme“, sagte nicht die „Cusch“ oder „Casch“-Angestellte, sondern mein guter Freund und Agnostik-Lehrer E., der mich ja beim Shoppen begleitete. Doch auch er biss auf Granit. „Karma gibt’s auch als Badezusatz… Badezusatz…“ hallte es uns durch die ignoranten Berner Gassen hinterher… Und einen Ort, wo man gratis und ohne öffentliches Ärgernis zu erregen, pissen kann, gibt’s auch nicht in der Hauptstadt.

Bitte erraten Sie meine Note!

Felix Epper
Felix Epper, lebt und schreibt in Solothurn.

10 Kommentare

  1. REPLY:
    Aber wem denn, Frau Frogg… wer zahlt denn noch für Kulturkritik. Und: ich giere nach Noten!
    Ich lasse dir übrigens eine Freikarte zukommen für die Anagramm-Lesung am 29. 02. 08… Mit Dank für Deine Treue.

  2. Mir ist diese Episode ebenfalls (bisher) im Gedächtnis geblieben. Und, dass der penetrante Billigduft des Ladens uns noch weit gefolgt ist. Brrrrrrrr (-n; burn Baby, burn). Bis hoffentlich bald wieder.

  3. Jetzt habe ich von meiner „Lusch(t)igen“ Schwester B. am Telefon einen milden Rüffel betreff meines Aufsatzes erhalten – fast wäre dieser Rüffel öffentlich ausgefallen. Ja, sie werde immer zuvorkommend und garnicht aufdringlich bedient im Lasch oder Lusch – diese Sicht der Dinge – zwecks Objektivierung – möchte ich hier noch nachtragen, liebe B. Über die Aussprache des laschen oder luschen Namens des Schopps konnten wir uns aber nicht einigen… The Answer My Friend…

  4. REPLY:
    Der kluge Udo S. hat herausgefunden: es wird wie Lash ausgesprochen, ein ausgesprochen schöner Name also. Nämlicher Udo S. findet übrigens auch, dass das lushe Personal eher aufdringlich ist – mag wohl am männlichen Geschlecht des Einkäufers liegen….

  5. REPLY:
    Milde wird die Wut
    Und immer ist es gut
    Einen klugen Schwager zu haben
    An entbehrungsreichen Tagen

  6. da haben Sie schon recht. Es ist himmeltraurig. Aber immerhin habe ich Ihre Karte bekommen. Herzlichen Dank! Und übrigens: heisst der Laden etwa „lush“? Dann käme das von Englisch „lush“ („üppig“, meist für Gärten und andere Grünanlagen verwendet). Dies meldet Besserwisserin Frogg und gibt natürlich eine halbe Note Abzug für Unwissen!

  7. REPLY:
    In üppigen (laschen) Gärten werden ja seit Adam und Eva zwielichtige (lusche) Spiele gespielt. Womit in unserem kleinen Disput nach dem Naschen vom Baum der Erkenntnis das semantische Gewölk wieder aufgezogen ist am Worthimmel… Ich protestiere gegen die Herabstufung, Frau Frosch! Mit Entschiedenheit!

  8. „Lasch“ heisst auf Deutsch „nachlässig“ und nichts anderes! Und nur deshalb, weil ich bei guter Laune gerne ein bisschen lasch bin, lasse ich Ihren Einsatz gegen einen Notenabzug bei Epper gelten!

  9. REPLY:
    Das war aber ein englisches „Lasch“, phonetisch, phönizisch meinetwegen, aber nicht schwyzerhochdütsch… alles klaro. BTY: wo isst man gut in Lozärn?

Kommentare sind geschlossen.