Château Mercier

«Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.»

Es war früher Nachmittag, als F. ankam. Die kleine Stadt lag im Sonnenschein; der Schnee hatte sich auf die hohen Berggipfel zurückgezogen. Vom Schlossberg allerdings war nichts mehr zu sehen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde er abgetragen, Wasser- und Gasleitungn gelegt, Steine aus aller Welt per Eisenbahn gebracht und innert weniger Jahre entstand das Château Mercier. Lange sass F. auf der Holzbank vor der Villa Ruffieux im Schlosspark, wo ihm ein Zimmer verprochen war und sah den Gärtnern zu, die Oleander auf Gabelstaplern bewegten; die Rosenbeete zu seinen Füssen zeigten keinen Makel. Es gibt viel Land zu vermessen, dachte F.; dann hörte er das Pfauenmännchen schreien und ein grandioses Rad enfaltete sich. Die Audienz beim Schlossherren verzögerte sich, doch das war F. nur recht. Kafka flatterte davon wie das Heer von Spatzen aus den Löchern der Volière. F. wusste, er würde seinen Dienst antreten. Ein kurzer Rapport pro Tag gehörte natürlich dazu. Er zückte den Bleistift…

Felix Epper
Felix Epper, lebt und schreibt in Solothurn.

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