Printemps

Es ist wohl wirklich die schönste Zeit des Jahres. Steigt man die mittelalterlichen Gassen von Sion hoch, die so schön sind, dass man seine Schritte immer noch ein wenig mehr verlangsamen will, um die immer neuen Ein- und Ausblicke nicht zu schnell aufeinander folgen zu lassen, befindet man sich schliesslich doch beim letzten Haus auf dem Hügel, aus dessen Garten ein Kirschbaum ragt. Rosarote Blüten senden ihren Duft aus; der Baum ist alt; man spürt, dass seine Tage bald gezählt sind. Aus knorrigen Ästen blüht es und die jungen Blätterknospen springen auf… Ein schmaler Pfad schlängelt sich nun am Fuss des Schlosshügels. Weiss wie Schnee leuchten jetzt die Sträucher. Es müssen Pflaumenblüten sein wie im Garten der Kindheit. Es sind unzählige. Versuche, Fotos zu machen, sind zum Scheitern verurteilt, und auch diese Sätze hier sind wohl nur ein Memento für mich: An solchen Momenten des Glücks festzuhalten. Sich wieder daran zu erinnern, wenn die Blüten in Pfützen schwimmen, in kleinen Bächen zu Tal geschwemmt werden. Im Sommer wird die Sonne hier das Gras gelb verbrennen, und ich weiss nicht, ob man im Herbst die Früchte von den Sträuchern pflücken kann.

Morgen dann das Rilke-Museum besuchen.

Felix Epper
Felix Epper, lebt und schreibt in Solothurn.

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