Traum No. 4

Sie waren dem Fluss entlang gegangen. Sie wie immer auf der Spur nach Blüten, Früchten, Beeren, Brennnesseln, Kornelkirschen, Hagebutten. Er einfach mit ihr. Mit stets bereiten Fingern, zu zupfen, zu pflücken, einer Nase um zu riechen in ihrem Dienst. Er hatte diese Vision, wie alle diese Düfte in seine Geliebte eindrangen, wie die Poren ihrer Hände sich mit Saft füllten, die kleinen Hagebuttenkerne sich in ihrer Zunge, ihrem Gaumen, ihrem Mund festkrallten, die Samen der Brombeeren ihren Körper durchwanderten und ihm war, einige dieser Samen würden nie aus ihrem Körper ausgeschieden werden. Manchmal streichelte er ihre Adern, die wie rankten und wuchsen, und jetzt, wo sie nebeneinander sassen auf der alten Bank, die vollgekritzelt war mit Unflätigkeiten, Herzen und Namen, Flüchen und Gebeten, nahm er ihre Hand und meinte Dornen zu fühlen, noch jung und grün. Und es machte ihn unsagbar traurig. Er legte seinen Kopf an ihre Brust, als ob ihm so ein Trost zuteil würde, und das Herz pochte wie wild, und die Haut war warm, und sie roch wie immer, und er badete in diesem Geruch, der einst pures Glück gewesen war, aber der Schmerz beengte seinen Brustkorb. Fester und fester zog es die Schlinge, und ihm brach der Schweiss aus, und dann wusste er, dass er gefangen war. Gefangen bis zu seinem Tode. Brombeeren können in unglaublicher Geschwindigkeit ranken. Er wartete auf den ersten Stich der Dornen, den ersten Tropfen Blut aus seiner Brust und schloss für immer die Augen.