Im QuBla, dem Quartierblatt für Solothurn West habe ich drei kleine Texte zur Zeit publiziert. Geschrieben für mein Quartier und natürlich auch für alle anderen (auf Seite 3).
QuBla – Quartierblatt für Solothurn West Nummer 2 vom 7. April 2020
Im QuBla, dem Quartierblatt für Solothurn West habe ich drei kleine Texte zur Zeit publiziert. Geschrieben für mein Quartier und natürlich auch für alle anderen (auf Seite 3).
QuBla – Quartierblatt für Solothurn West Nummer 2 vom 7. April 2020
In der neuesten Ausgabe des Magazins »Mensch Solothurn« findet sich auch ein Beitrag von mir: »Wit as end zue» — eine – auch anagrammatische – Auseinandersetzung mit den mutmasslich Zweitausend Jahren Solothurn.
Wit as Ende zue
Der Dichter stand oben auf dem Berg – es war der Tag zwischen den Jahren, dem eine der Raunächte vorausgegangen war. In diesen «Zeiten der Wunder», wie es in den Schriften hiess, hörten die Menschen manchmal die Tiere sprechen. Doch die Ohren mussten sich heute verschliessen. Die Füsse des Dichters durchmassen den Fels, fühlten das Innere der Erde, den scheinbar ewigen flüssigen, glühenden Kern, und weiter, immer weiter…
* * *
Zum Verständnis des Textes:
Ein Palindrom lässt sich vorwärts und rückwärts lesen.
se lever (französisch) = aufstehen, sich erheben etc.
ob. cit. (lat. opere citato) = im angeführten Werk.
móloc (spanisch) = Kartoffelbrei
ému (französisch) = bewegt, ergriffen
art (französisch) = Kunst
Nachtwind, gezuernt. Dichten unter Zwang
Allerlei Anagramme und andere kleine Poesie von Felix Epper
Allerlei Anagramme und andere kleine Poesie erwarten Sie in diesem luftigen Büchlein. Doch trauen Sie den Tiefstapeleien nicht. In Eppers mäandernde Wortkunststücken wird das literarische Kulturerbe radikal auseinander genommen und sprachschöpferisch neu aufgebaut. Statt in den «Bichtstuel» hüpft das verliebte Paar «it Bluescht». «Rohkost lagert Anmut», wenn in «Solothurn Markttage sind, und alt Nationalrat «Moergeli» muss «me go lire». Das «Dichten unter Zwang» gebiert heftigen «Nachtwind, gezuernt» und vielleicht – wer weiss? – taucht so auch die grosse Meisterin des Anagramms Unica Zürn in Eppers Anagrammen auf. Das dunkle Palindrom, welches das Buch beschliesst, ist eine Verneigung vor ihr.
Bleisatz im Typorama Bischofszell
Nachtwind, gezuernt. Dichten unter Zwang
Allerlei Anagramme und andere kleine Poesie von Felix Epper
32 Seiten, fadengebunden
Edition «la meuth» Solothurn
ISBN 978-3-033-07539-9
CHF/EUR 19.00
Bestellen gegen Rechnung
Gerne verlinke ich die Homepage meiner Partnerin Andrea Söldi. Sie ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Ökologie und Umwelt, Gesundheit und Bildung.
lesespiel mit fünf notausgängen
text & bild von felix EPPER
ort: stube in einem pfarrhaus
zeit: heute
personen der handlung:
der PFARRER
die ZUGEHFRAU
ein DIEB
der GEIST
JESUS am KREUZ
die FISCHPUPPE
die FISCHSUPPE
weiter: TELLER, LÖFFEL, die HOSTIE, FISCHE,
JESUS im HALS, als FISCHGRÄTE, HERR und
WELS und nicht zuletzt das PUBLIKUM
ZUGEHFRAU hat er wirklich schreien gehört?
PFARRER ich höre nur stimmen.
ZUGEHFRAU er drücke sich doch nicht ständig vor der verantwortung.
PFARRER geheimnisse vor mir, du?
GEIST die wege des HERRN sind gut und wunderbar.
PFARRER ans publikum sie ist meine zugehfrau, aber ich nenne sie putzfrau.
PUBLIKUM applaudiert
jeder trägt ein kruzifix in der hand
JESUS hängt
GEIST ich fühl mich wie der jesus, mir tut das kreuz so weh.
der PFARRER nimmt sein kreuz
von der wand und schlägt dann
die zeitung auf: ei, ei, ei, ein kratzer!
ZUGEHFRAU lese er vor!
PFARRER umfragen ergeben, dass männer durchschnittlich zwei komma neun mal pro woche verkehren, die frauen aber nur zwei komma eins mal.
GEIST schwebt über den
köpfen des PFARRERs
und der ZUGEHFRAU zwei komma neun co it us in ter rup tus.
ZUGEHFRAU ob frauen wählerischer sind in ihrer bereitschaft den co it us in ter rup tus als gnadengeschenk unseres HERRNs zu bezeichnen?
JESUS allein und verlassen allein und verlassen.
ZUGEHFRAU lese er weiter vor.
PFARRER putz, frau! meine zeit ist knapp!
GEIST ich denke, also bin ich unfrei.
JESUS die kurse für fisch fallen.
ZUGEHFRAU lese er weiter vor.
PFARRER ich bin es leid den kirchenboten, den ich selbst geschrieben habe, auch noch vorzulesen.
von der kanzel herab schleicht der
DIEB, die hostie im mund und
klopft. er tritt ein. ich möchte mit deiner putzfrau schlafen.
PFARRER erstens ist sie meine zugehfrau, und nur ich nenne sie sie putzfrau, und zweitens ist dies ein heiliges haus.
der DIEB im haus des HERRN
streckt die zunge raus und
sichtbar wird die HOSTIE
die HOSTIE spricht: die wege des HERRN sind wunderbar
ZUGEHFRAU geht auf
den DIEB zu: frau deines herzens zu sein, oh wie schwer wiegt die bürde meines amtes.
PFARRER das möchte ich wohl meinen.
ZUGEHFRAU geht auf den DIEB zu: ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein dach, aber sprich nur ein wort und so wird meine seele gesund.
sie küsst die hostie
der DIEB lässt die hostie in
den gaumen zurückgleiten
und schluckt sie
JESUS IM HALS ich bin die fischgräte in deinem hals.
der DIEB hustet und läuft rot an
die ZUGEHFRAU umarmt den
dieb und reisst ihm die kleider
vom leib.
der PFARRER reiche sie mir die ölsardinen, im namen des vaters und des sohnes …
er macht drei kreuze auf
die stirn des DIEBES .
Die ZUGEHFRAU errötet,
denn einen so nackten
mann hatte sie noch nie
gesehen,und also auch
einen so schönen nicht.
PFARRER er ist tot.
die ZUGEHFRAU deckt
ihn mit sorgfalt zu und
ihre hand zittert dabei
JESUS wieder am kreuz: ordnung muss sein..
der GEIST der dieb im hause des herrn hat ihr nicht die jungfräulichkeit geraubt.
PFARRER die putzfrau ist das haus des seins.
er löffelt die sardinen und
markiert immer wieder
kreuze auf den leichnam.
er leckt sich die finger und
poliert die wundmale
des gekreuzigten.
ZUGEHFRAU der dieb meines herzens.
sie hebt die decke, die über
den toten hingebreit ist und
blickt in die aufgerissenen
augen, fischgräte ragen aus
dem hals, sie zieht und bringt
einen langen fisch zum vorschein.
das PUBLIKUM holt fische
aus den manteltaschen und
wirft sie auf die bühne
es schreit: mehr fisch!
die ZUGEHFRAU fällt mit
einem klatschenden ton vornüber
JESUS ALS WELS seelig sind die gebenden.
die ZUGEHFRAU hat schuppen
vor den augen
der PFARRER hängt das kruzifix
an die wand und bedeckt nun
auch den zweiten körper mit
dem tuch. weil der wind durch
das offene fenster bläst, und
das tuch droht weggefegt zu
werden, beschwert er das
tuch mit den fischen, die
überall herumliegen.
das PUBLIKUM küsst die
kreuze, die es mitgebracht hat
der PFARRER beginnt
preistäfelchen zu schreiben
und steckt sie in die fische.
er packt fische ins pfarrblatt.
er schlüpft in die pantoffeln
der ZUGEHFRAU , liest
den eingewickelten fisch vor sich.
die schlagzeilen. eine gnade für
uenmörder im p
eater besuche s
teure halbtot.
it einem weiss
der GEISTund JESUS setzen sich
an den tisch und essen die
ölsardinen des PFARRERS
auf. der GEIST rollt den deckel
der dose gedankenverloren in
die die stigmata von JESUS
JESUS mein kreuz, mein kreuz!
der PFARRER setzt sich zu
den beiden, steht gleich wieder
auf und holt die kleider des
diebes. er stopft sie mit fischen
voll, aus dem hemdkragen
guckt ein rotbrasch.
JESUS prostet der puppe zu
während der GEIST weiter
das blut des HERRN in
die kelche rinnen lässt.
der PFARRER liest gedankenverloren das pfarrblatt.: fisch von meinem …
JESUS zuckt es ständig in den
fingern und er will einen fisch
aus der PUPPE rausziehen
die FISCHPUPPE und
die FISCHE im chor: was gott zusammengefügt hat, soll der mensch nicht trennen
JESUS zieht errötend die
hand zurück: seht doch, das PUBLIKUM presst die kruzifixe enger an sich und atmet schneller
der PFARRER knöpft die
hose der puppe zu.
der GEIST senkt den arm,
blättert in der bibel und spricht: und nun sah man, wie sie zu reden begannen, hörte aber kein wort
gleichzeitig senkt sich der
gläserne vorhang und aus den
notausgängen flutet wasser in
den zuschauerraum. ein
verzweifeltes schwimmen setzt ein,
die zuschauer pressen ihre münder
an die scheibe und glotzen blöde.
weil sie zu reden versuchen,
schlucken sie wasser.
die FISCHPUPPE seufzt: nie ist man zufrieden. wer im trockenen sitzt will baden, wer schwimmt will am pfarrerstisch fischsuppe essen
JESUS es ist eigentümlich; fürwahr, da opfern sie die heilige jungfrau, aber es nützt garnichts.
PFARRER sollen wir die fische zurückwerfen?
FISCHPUPPE meine teile faulen
GEIST lese er vor!
PFARRER hat er wirklich schreien gehört? ich höre nur stimmen, stimmen, sie lachen und weinen von überall her, immerzu. bin ich verhext?
JESUS schaut, das wasser hat die decke erreicht. nix da mit darüber wandeln.
die FISCHPUPPE
riecht vor sich hin: fisch von meinem fisch
das PUBLIKUM hängt
oben an der decke,
die kruzifixe liegen
auf dem grund
die ZUGEHFRAU rappelt
sich aus dem leichentuch,
sieht die PUPPE dasitzen
und will sich auf sie stürzen.
da zögert sie und geht
gemessenen schrittes auf
den tisch zu.
der PFARRER mir schwant etwas
der GEIST nehmen sie platz.
JESUS du hast gesündigt wider den HERRN, doch ich habe dich erweckt
ZUGEHFRAU einen schmarren redest du. ich war bloss ohnmächtig.
die FISCHPUPPE will sie fischsuppe mit uns essen?
die fünf sitzen da und löffeln
JESUS der tauchsieder im zuschauerraum bewährt sich. die wandlung, die sich vollzieht ist immer wieder erstaunlich. wie ein wenig heiliges feuer, den menschen die fischaugen überquellen lässt!
PFARRER wir mussten die kirchensteuern erhöhen, dafür gibt es jeden sonntag fischsuppe für die gemeinde.
JESUS schaut, der wassespiegel senkt sich, die pumpen arbeiten schnell und befördern die brühe in die grossen fässer in die kirche, in einer halben stunde ist es gar.
FISCHPUPPE ich verfaule
JESUS sind die aktien wieder gefallen?
FISCHPUPPE ich verfaule
die ZUGEHFRAU der dieb meines herzens, er war so schön wie ein mann nur sein kann, wenn er keine frau ist.
FISCHPUPPE ich verfaule
der GEIST es wird zeit, dass wir neue suppe kriegen, eine woche, das dauert … zu fischig, ja, ja zu fischig ist sie jetzt.
FISCHPUPPE ich verfaule
JESUS wer hat den wirtschaftsteil zum einwickeln der fische verwendet?
FISCHPUPPE ich verfaule
PFARRER ich wasche meine hände in unschuld
ZUGEHFRAU jedes jahr dasselbe
FISCHPUPPE ich verfaule
TELLER und LOEFFEL ich mag nicht mehr essen helfen
FISCHSUPPE ich verfaule
JESUS was ihr dem geringsten meiner brüder, es wird gegessen, was auf den tisch kommt
der PFARRER der teller hat recht
FISCHSUPPE ich verfaule
die FISCHPUPPE sackt in
sich zusammen
FISCHSUPPE ich verfaule
der gläserne vorhang senkt
sich und zersplittert
in millionen teile, als er
den boden erreicht.
tosender beifall.
Lesen Sie zeitgenössische Literatur auf Ihrem eBook-Reader. Ich empfehle etwa ein Gerät von Pocket-Book, gekauft in der lokalen Buchhandlung. Ich bin nicht wirklich ein Freund von Amazon und dem Kindle, mag aber die Hausschrift Bookerly sehr. Man kann sie auf jedem Reader einsetzen. Download hier.
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Hier drei Kurzgeschichten von Felix Epper:
Fliegenfänger. Erzählung
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Ein böser Traum.
Erzählung in drei Kapiteln (Format epub)
Florida
Kleine Erzählung von Felix Epper (Format ePub)
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In Gonten, im Appenzellischen, habe ich immer den Gemischtwarenladen mit diesem schlichten hölzernen Schild bewundert. «Handlung» stand darauf.
Nun masse ich mir ganz und gar nicht an, eine Buchhandlung zu sein (mit so wenigen Büchern in der Auswahl) – eine Handlung bin ich aber mit Überzeugung.
Decken Sie sich mit schönen Büchern zu oder ein!
Erhältlich sind:
Felix Epper: Nachtwind, gezuernt. Dichten unter Zwang
Allerlei Anagramme und andere kleine Poesie von Felix Epper
32 Seiten, fadengebunden
Edition «la meuth» Solothurn, 2020
ISBN 978-3-033-07539-9
CHF/EUR 19.00
Felix Epper, Erich Keller: Frankie klingeling/teenage blue, 1995, Layrinth Verlag Trogen. CHF 22.– /
Monika Burri, Felix Epper et al: Schnell gehen auf Schnee: Rotpunktverlag Zürich 1998, CHF 30.– (Kurzgeschichten von sieben AutorInnen)
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Nachlese zur Preisverleihung. Hier ein kleines Videoportrait mit Ausschnitten aus dem Text «Am Balken». Gefilmt in der Genossenschaft Kreuz Solothurn.
Am Balken (mp4-Video)
Die Zusammenfassung der ganzen Feier (inkl. der Laudatio von Marianne Hertner) findet sich unter dem folgenden Link:
Kunst- und Kulturpreis: Feier in Olten (28.11.2019)
Am Donnerstag, 14. November 2019 lädt der Preisträger des Kunst- und Kulturpreise der Sparte Literatur in die Kreuz-Bar in Solothurn.
Der Schauspieler Hanspeter Bader liest Texte von Felix Epper.
Keine Bar ohne Flüssiges! Alle sind herzlich zu einem Umtrunk eingeladen.
Felix Epper, in St. Gallen geboren und heute in Solothurn wohnhaft, ist mit seinen Texten seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des regionalen Literaturschaffens. In seinen Geschichten vermischen sich realistische Begebenheiten mit fiktionalen sowie auch mit surrealistischen Stilelementen.
19:00 Barbetrieb / 20:00 Lesung
Genossenschaft Kreuz / Kreuzgasse / 4500 Solothurn