Die Anagramm-Agentur, ein loser Zusammenschluss von Menschen, die sich mit Leib und Seele dem Vertauschen von Buchstaben verschrieben haben, legt mit diesem ›immerwährenden Kalender‹ einen erstaunlichen, amüsanten und nicht zuletzt literarischen Spaziergang durch das Kalenderjahr vor. Er führt vorbei an allerhand Grössen der Weltgeschichte, passiert manch skurrilen Gedenktag und endet am 31. Dezember mit einem anagrammatischen FREUDEN / RUF: ENDE!
PS. Wenn alles geklappt hat, schreibt Epper zum Bloom’s Day (16. Juni).
Solothurner Kultur-Adventskalender
Dieses Jahr schaut zmitz im kulturellen Adventskalender, was bei Kunst- und Kulturschaffenden aus der Region grad so Aktuelles läuft. Im 13. Kultürchen besuchen wir Autor Felix Epper in seiner Werkstatt.
Abécedaire I

Genug der Palindrome? Warum nicht mal ein «Abécédaire» schreiben? Ein «Abécédaire» hangelt sich von a bis z durchs Alphabet. Flott malen wir uns z. B. Gregor Samsa aus.
Die Tücken stellen sich aber immer beim Buchstaben «Q» und Kafka gerät in Moby Dicks und Herman Melvilles Fahrwasser, schlittert bei Y knapp am zu banalen Yeti vorbei, um sich kurz vor Schluss von der Mutter aller Kreaturen, der peruanischen Schlange Yokumama, verschlingen zu lassen. Der hebräische Riese Zamzummim schaut derweil dem Scheitern gelassen zu.
Neuerscheinung

Ende Juni 2021 erscheinen meine gesammelten Palindrome. Das Büchlein im CD-Booklet-Format (10 x 10 cm) kann ab sofort bestellt werden. 36 Seiten, geheftet, Vierfarbendruck. EUR / CHF 7.00 / Im Bundle zusammen mit meinem Anagrammbuch «Nachtwind gezuernt» Solothurn 2020 – EUR / CHF 19.00
Schwarzgeräumt
Erster Dezember. Es ist Morgen. Es liegt Schnee. Das perfekte Mass der individuellen Melancholie lässt sich aus der Reaktion auf ein solches Ereignis lesen.* Thomas’ erster Gedanke war sachlicher Natur. Es seien – fast ironisch – der kalendarische und der meteorologische Winteranfang zusammen gefallen. Um 6:58 Uhr war dann der Schneepflug vorbeigefahren. Thomas blieb, nur kurz geblendet, im Bett liegen. Sah er sich als Jungen schneeballwerfend zur Schule ziehen, einem Wegelagerer, Indianer gleich? Nein. Ein Abgrund schien ihn von seiner Kindheit zu trennen. Er stellte sich manchmal vor, wie die Schnee-Sonderschicht-Arbeiter der städtischen Werke jahrelang vor den steifen, an den Plastikstiefeln festgezurrten Hosen stehen des Nachts und warten und warten aufs Weisse, die Feuerwehr verfluchen – «Brennen tut’s ja auch ab und wann…» Heute aber, heute aber ist der große Tag.
Nicht für Thomas. Die Füße schauen unter der Decke hervor. Ihm ist kalt. «Für den Wärmeausgleich des Körpers muss man abwechslungsweise das rechte und das linke Bein im Luftstrom platzieren.» Du hattest dies wie einen Rhythmus automatisiert. Das kalte Bein auf das warme pressen — das kompensiert wundersam meine Abwesenheit in deinem Leben, denkt sich Thomas. Verlassen an einem ersten Dezember auch aufgrund einer gewissen – ihn schwer erträglich machenden – Weinerlichkeit, wie seine Ex-Geliebte Monate später in einem Brief schreiben sollte. Nicht mehr weiß das Papier nach der Niederschrift – schmutzig war es wie der Schnee auf der zuvor schwarzgeräumten Quartier-Straße am ersten Dezember. Noch liegt er auf den schmalen Ästen, der Strassenlampe und auch dem Fensterbrett. Filigran, so wie diese Vögel Spuren setzen, sollte man denken können, sagte Thomas und die Flocken wirbelten wieder dichter.
* Schöne Schneegeschichten haben Stifter, Walser und Jean Paul geschrieben.
Leseabend in der Löiegrube
E I N L E S E A B E N D M I T:
f e l i x e p p e r
p e d r o m e i e r
D o n n e r s t a g , 1 0 . S e p t e m b e r, a b 1 9 . 0 0 U h r
* * *
g a l e r i e l ö i e g r u e b e s o l o t h u r n
p e d r o m e i e r
p a r a l l e l w e lt e n
w a s t e l a n d f a c t o r y
o d e r
d e r g a r t e n d e r l ü s t e