Brief ins Flachland

Ich habe mir vorgenommen nebst der eigentlichen Arbeit jeden zweiten Tag oder so ein paar Zeilen in diesem Tagebuch – oder sind es eher öffentlichen Briefe? – zu schreiben. Der Ostermontag ist sehr still hier. Die Mitbewohner in der Villa Ruffieux sind (1) bei der Familie in Frankreich, (2) noch immer mehr oder weniger im Jet Lag (aber wenn wach sehr herzlich) und (3) noch nicht angekommen. Wenn ich nicht mit meinem Notizbuch im Garten schreibe, sitze ich einer weissen Wand gegenüber – der hauseigene iMac summt leise. In meinem Rücken singen die Vögel. Die Gärtner haben heute frei. Es ist Mittag und ich schreibe jetzt dann weiter an meiner «Berggeschichte». Die Lektüre ist dem Briefwechsel des französischen Schriftstellers Georges Perec mit seinem Übersetzer Eugen Helmlé gewidmet. Perec inspiriert natürlich immer zu eigenen Sprachexperimenten, und auch wenn unser «Schriftsteller-Stammtisch» nie glücklich wurde mit Palindromen und Lipogrammen, die ich ihnen vorgesetzt habe, werde ich auch daran weiter arbeiten…

Und natürlich die Geistergeschichte!

PS. Ich freue mich über den Artikel im «Kulturzeiger» des Solothurner Kuratoriums: http://www.felu.ch/kulturzeiger-03-15_epper.pdf

Dort wird auch verraten, wie man sich für einen Atelier-Aufenthalt in der Villa Ruffieux in Sierre bewerben kann…

Château Mercier II

Impression aus dem nächtlichen Wintergarten

Das Lichtspiel der Lampen im Wintergarten. Das Knarren von Treppen (unvertraut). Das Schrauben an Kaffeemaschinen (sehr vertraut: Bialetti). Das Drehen von alten Schlüsseln. Das Einweichen von Duschdüsen in Essigwasser. Das Suchen nach einer Körperhaltung im etwas kurzen Bett. Das Nachschenken von Wein (Johannisberger). Das Einsinken des Stuhles im Holzboden des Balkons. Das kleine Erschrecken deswegen. Das Sprechen auf Französisch. Das Tropfen des abtauenden Eisschrankes. Das Kleinschneiden der Brunoises für das Abendessen. Das Vögeln der Vögel draussen (unaufhörlich). Das Zusammendrahten des Macintosch. Das Schreiben von einigen Seiten. Das Zählen der Tage (noch einfach: zwei).

Château Mercier II

Impression aus dem nächtlichen Wintergarten

Das Lichtspiel der Lampen im Wintergarten. Das Knarren von Treppen (unvertraut). Das Schrauben an Kaffeemaschinen (sehr vertraut: Bialetti). Das Drehen von alten Schlüsseln. Das Einweichen von Duschdüsen in Essigwasser. Das Suchen nach einer Körperhaltung im etwas kurzen Bett. Das Nachschenken von Wein (Johannisberger). Das Einsinken des Stuhles im Holzboden des Balkons. Das kleine Erschrecken deswegen. Das Sprechen auf Französisch. Das Tropfen des abtauenden Eisschrankes. Das Kleinschneiden der Brunoises für das Abendessen. Das Vögeln der Vögel draussen (unaufhörlich). Das Zusammendrahten des Macintosch. Das Schreiben von einigen Seiten. Das Zählen der Tage (noch einfach: zwei).

Château Mercier

«Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.»

Es war früher Nachmittag, als F. ankam. Die kleine Stadt lag im Sonnenschein; der Schnee hatte sich auf die hohen Berggipfel zurückgezogen. Vom Schlossberg allerdings war nichts mehr zu sehen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde er abgetragen, Wasser- und Gasleitungn gelegt, Steine aus aller Welt per Eisenbahn gebracht und innert weniger Jahre entstand das Château Mercier. Lange sass F. auf der Holzbank vor der Villa Ruffieux im Schlosspark, wo ihm ein Zimmer verprochen war und sah den Gärtnern zu, die Oleander auf Gabelstaplern bewegten; die Rosenbeete zu seinen Füssen zeigten keinen Makel. Es gibt viel Land zu vermessen, dachte F.; dann hörte er das Pfauenmännchen schreien und ein grandioses Rad enfaltete sich. Die Audienz beim Schlossherren verzögerte sich, doch das war F. nur recht. Kafka flatterte davon wie das Heer von Spatzen aus den Löchern der Volière. F. wusste, er würde seinen Dienst antreten. Ein kurzer Rapport pro Tag gehörte natürlich dazu. Er zückte den Bleistift…

Château Mercier

«Es war spät abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schloßberg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schwächste Lichtschein deutete das große Schloß an. Lange stand K. auf der Holzbrücke, die von der Landstraße zum Dorf führte, und blickte in die scheinbare Leere empor.»

Es war früher Nachmittag, als F. ankam. Die kleine Stadt lag im Sonnenschein; der Schnee hatte sich auf die hohen Berggipfel zurückgezogen. Vom Schlossberg allerdings war nichts mehr zu sehen. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts wurde er abgetragen, Wasser- und Gasleitungn gelegt, Steine aus aller Welt per Eisenbahn gebracht und innert weniger Jahre entstand das Château Mercier. Lange sass F. auf der Holzbank vor der Villa Ruffieux im Schlosspark, wo ihm ein Zimmer verprochen war und sah den Gärtnern zu, die Oleander auf Gabelstaplern bewegten; die Rosenbeete zu seinen Füssen zeigten keinen Makel. Es gibt viel Land zu vermessen, dachte F.; dann hörte er das Pfauenmännchen schreien und ein grandioses Rad enfaltete sich. Die Audienz beim Schlossherren verzögerte sich, doch das war F. nur recht. Kafka flatterte davon wie das Heer von Spatzen aus den Löchern der Volière. F. wusste, er würde seinen Dienst antreten. Ein kurzer Rapport pro Tag gehörte natürlich dazu. Er zückte den Bleistift…

Felix Eppers Gespür für Buchstaben

 

toscana1Toscana-Schreibwerkstatt 1994. Bild: Marcel Hänggi

«Felix Epper gehört vielleicht nicht zu jenen Schriftstellern, die Unmengen an literarischen Arbeiten publizieren. Doch wenn es einmal etwas von ihm zu lesen gibt, sind es treffende Kurzgeschichten, die von detaillierten Elementen geprägt und von Eindrücken getragen Stimmungen schaffen.» (Kulturzeiger 3/15)

 

Atelierstipendium in der Villa Ruffieux, Sierre

Schloss Waldegg vertieft seine kulturelle Zusammenarbeit mit Château Mercier in Sierre und beteiligt sich ab 2015 bei der Finanzierung eines Atelierstipendiums in der Villa Ruffieux.

Erstmals wird 2015 der Schriftsteller Felix Epper zwei Monate im Atelier der Villa Ruffieux arbeiten. Felix Epper wurde 1967 geboren und lebt seit dem Jahr 2000 im Kanton Solothurn. In Zürich studierte er Germanistik und Geschichte. Ab 1994 erscheinen Felix Eppers Texte in literarischen Zeitschriften und Anthologien. 2004 erhielt er den Werkjahrpreis des Kantons Solothurn. Neben Prosa beschäftigt sich Epper auch mit experimentellen Formen: regelmässige Auftritte an den Luzerner Anagramm-Tagen. Im Herbst 2014 erscheinen neue Prosa-Texte von Felix Epper im «Solothurner Lesebuch».
Artikel im Kulturzeiger 3/2015

Anagramm Enzyklopädie

2015 wird das Jahr des Anagramms in der Schweiz. Verschiedene Projekte und Netzwerke kommen ins Rollen. Pioniere der Wortkunst und neue KünsterInnen melden sich zu Wort.

Da ist zum Beispiel Carol Baumgartner. Sie experimentiert mit verschiedenen Arten des Anagramms in unterschiedlichen Medien und sammelt ihre Arbeiten auf ihrer Webseite.

Die Enzyklopädie öffnet sie aber auch anderen Künstlern und vernetzt auf diese Weise Anagrammatiker.

Die Webseite ist eine Plattform für Anagramme aller Art. Wortspieler können hier ihre Beiträge einreichen, sich inspirieren lassen, Ideen teilen, Literatur und Links vorschlagen.

http://anagrammenzyklopaedie.ch/index.html

Anagramm Enzyklopädie

2015 wird das Jahr des Anagramms in der Schweiz. Verschiedene Projekte und Netzwerke kommen ins Rollen. Pioniere der Wortkunst und neue KünsterInnen melden sich zu Wort.

Da ist zum Beispiel Carol Baumgartner. Sie experimentiert mit verschiedenen Arten des Anagramms in unterschiedlichen Medien und sammelt ihre Arbeiten auf ihrer Webseite.

Die Enzyklopädie öffnet sie aber auch anderen Künstlern und vernetzt auf diese Weise Anagrammatiker.

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Fliegenfänger. Erzählung (Format epub)

Ein böser Traum. Erzählung in drei Kapiteln (Format epub)

 

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«Unglaubliche Umsätze!»

klingeklein

In Gonten, im Appenzellischen, habe ich immer den Gemischtwarenladen mit diesem schlichten hölzernen Schild bewundert. «Handlung» stand darauf. Nun masse ich mir ganz und gar nicht an, eine Buchhandlung zu sein (mit zwei Büchern in der Auswahl) – eine Handlung bin ich aber mit Überzeugung. Decken Sie sich mit schönen Büchern zu oder ein!

Erhältlich sind:

    Felix Epper, Erich Keller: Frankie klingeling/teenage blue, 1995, Layrinth Verlag Trogen. CHF 22.– /
    Monika Burri, Felix Epper et al: Schnell gehen auf Schnee: Rotpunktverlag Zürich 1998, CHF 30.– (Kurzgeschichten von sieben AutorInnen)

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